Vortrag
Jossel von Rosheim rühmt ihn als "ein Wunder im Wunder", Goethe dichtet: "Reuchlin! Wer will sich ihm vergleichen, zu seiner Zeit ein Wunderzeichen!" In der Tat ist dieser hochgebildete Mann ein Leuchtturm in einer Zeit der Verfolgungen jüdischer Gemeinden und der drohenden Vernichtung all ihrer Schriften. Als Sprachwissenschaftler, Jurist, Philosoph und Diplomat setzt er sich für die Bewahrung des jüdischen Erbes ein und nimmt persönliche Anfeindungen in Kauf.
Als Humanist ist seine Devise: Geht zu den Quellen, lernt die Ursprachen! Erkundet das Fremde, zerstört es nicht! Verbrennt nicht, was ihr nicht kennt! Damit legt er die Grundlagen für die westliche Moderne und wird zu einem Vorbereiter unserer europäischen Identität.
Zugleich vertieft er sich in die jüdische Mystik, um die paradiesische Weisheit wieder herzustellen, wie sie Adam in hebräischer Sprache geoffenbart worden sei. Hebräisch bekommt für Reuchlin eine geradezu sakrale Bedeutung: "Jedes Mal, wenn ich Hebräisch lese, glaube ich Gott selbst zu sehen, der mit mir spricht..." So möchte Reuchlin zum Urwissen der Menschheit vordringen, das allen Religionen zugrunde liege. Die Kabbalistik erschließt ihm das "wunderwirkende Wort" (De verbo mirifico, 1494), den heiligen Namen des Unaussprechlichen, der durch die Hinzufügung eines Buchstabens ("Schin") aussprechbar wird im Jesus-Namen "Jehoschua".
Referent:
Pfr. i.R. Ernst Reichold
Datum | Mi 26.10.2022, 18:00 - 19:00 Uhr |
Ort | Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2, 93047 Regensburg |
Gebühr | Eintritt frei, Spenden erwünscht. |
Veranstalter | Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Jüdische Gemeinde Regensburg, KEB und EBW |