Vorträge

Spannende Einsichten und neue Perspektiven

So kurzweilig kann Bildung sein: Mit unseren erfahrenen Referentinnen und Referenten machen Sie sich gedanklich auf den Weg. So lernen Sie etwa den Reichtum der böhmisch-ostbayerisch Pilgerstrecken kennen und erfahren mehr über die biblischen und geschichtlichen Zusammenhänge des Pilgerns.

Die Verfügbarkeit der Referentinnen und Referenten nach Ort und Zeit ist jeweils abzuklären.

„Vita est peregrinatio“ – das ganze Leben ist wie eine Pilgerreise

Referent: DV Andreas Albert, Diözesane Pilgerstelle Regensburg

Santiago de Compostela hat von Anfang an das christliche Wallfahren in einer einzigartigen Weise geprägt. Waren es zu Beginn ausnahmslos Priester, Bischöfe und einige wenige Adelige, die sich aus unterschiedlichsten Gründen auf den Weg zu Pilgerstätten machten, prägten und prägen den Camino bis heute die breiten Massen des gläubigen Volkes. Dabei spielte der Weg am Anfang kaum eine Bedeutung, allein das Ziel war bestimmend.

Den vielfältigen Akzenten, denen Pilgern und Wallfahren durch die Jahrhunderte unterworfen waren, geht Domvikar Andreas Albert, der Leiter der Pilgerstelle im Bistum Regensburg, in seinem Vortrag nach und versucht aufzuzeigen, welche bedeutenden Impulse für eine Volksspiritualität aus christlichen Quellen heute noch an den Wallfahrtsstätten der katholischen Kirche gefunden werden kann.

Erzählen vom sich wandelnden Wanderer – Jakobus in der Bibel und über sie hinaus

Referentin: Judith König, Wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Exegese und Hermeneutik des Neuen Testaments an der Universität Regensburg

Wer war eigentlich dieser Jakobus, dessen Name spätestens seit dem Boom des Jakobsweges wieder in aller Munde ist? Genauer gesagt: Was wird erzählt über den Apostel Jakobus? Der Blick in die Bibel und andere frühchristliche Texte zeigt uns einige Geschichten über einen Mann, der mit Jesus unterwegs war. Wir besteigen mit dem „Donnersohn“ hohe Berge, begeben uns auf Irr- und Abwege und fragen schließlich danach, wie sich das Bild von Jakobus im Laufe der Geschichte des jungen Christentums verändert hat.

Unterwegs auf dem tschechischen Jakobsweg – von Prag bis nach Neukirchen b. Hl. Blut

Referent: Michael Neuberger, KEB Cham

Der reich bebilderte Vortrag nimmt Sie mit auf dem Jahrhunderte alten Pilgerweg von Prag bis zur deutsch-tschechischen Grenze und noch ein wenig weiter bis zum grenzüberschreitenden Wallfahrtsort Neukirchen b. Hl. Blut. Die als „Všerubská“ bezeichnete, 220 Kilometer lange Route des tschechischen Jakobsweges führt auf stillen Wegen durch eine traumhafte westböhmische Landschaft vorbei an kultur- und kirchengeschichtlich bedeutsamen Orten.

So beindrucken unterwegs einerseits politische Machtzentren wie die Prager Burg und die Burg Karlštein, aber auch Wallfahrtsorte mit überregionaler Strahlkraft in Stará Boleslav, Prag, Skalka bei Mníšek pod Brdy und auf dem „Heiligen Berg“ (svatá hora) bei Přibram. Altehrwürdige Jakobskirchen in Prag, Přibram, Kasejovice und Nepomuk weisen auf eine ins späte Mittelalter reichende Jakobspilgertradition hin. Der Pilgerweg macht zudem die engen und vielfältigen Verbindungen zwischen Prag, Pilsen und Regensburg eindrucksvoll erlebbar.

Spuren der Jakobusverehrung und -tradition im Landkreis Cham (und darüber hinaus)

Referentin: Michael Neuberger, KEB Cham

Allein vier dem Pilgerpatron Jakobus dem Älteren geweihte Kirchen gibt es im Landkreis Cham (Cham, Regenpeilstein, Eschlkam, Süssenbach). Sie weisen auf eine bis ins 13. Jahrhundert zurückreichende Verehrung des Heiligen hin. Anhand von zahlreichen regionalen und überregionalen Jakobusdarstellungen stellt der Referent die Entwicklungslinien der Geschichte der Jakobusverehrung dar. Angefangen von den biblischen Zeugnissen, über die Legenden von der Auffindung des Apostelgrabes am westlichen Ende Europas, über das Pilgerwesen im Mittelalter bis hin zu aktuellen Jakobswegen in Ostbayern und Tschechien.

Unterwegs auf dem Ostbayerischen Jakobsweg von Wörth a. d. Donau bis Stammham

Referenten: Gregor Tautz, KEB Kelheim / Renate Möllmann, Regensburg

Seit 2009 bieten die KEBs Regensburg-Land, Regensburg-Stadt und Kelheim vier begleitete Tagesetappen auf dem Ostbayerischen Jakobsweg an. Ein reich bebilderter, informativer und unterhaltsamer Vortrag stellt die zwischen Wörth a. d. Donau und Altmannstein verlaufenden Wegabschnitte vor, auf denen viele kulturelle und kirchliche Kostbarkeiten zu finden sind. Verschwiegene Orte und abwechslungsreiche Natur helfen den Pilgern, zur Ruhe zu kommen und den Alltag zu vergessen.

Als Beispiele seien genannt der spektakuläre Blick auf das Schloss Wörth, die Wanderung durch eines der ältesten Weinbaugebiete Deutschlands, die Walhalla bei Donaustauf, die Schottenkirche St. Jakob in Regensburg oder das Kloster Weltenburg. Die Wallfahrtskirche Bettbrunn beeindruckt durch ihre Größe und lange Wallfahrtsgeschichte. Dorfkirchen wie Grashausen überraschen durch ihre wertvolle Ausstattung, die Pfarrkirche in Altmannstein besticht durch ihr berühmtes Ignaz-Günther-Kreuz. Besonders reizvolle und kulturgeschichtlich bedeutsame Wegabschnitte wie der Donaudurchbruch bei Weltenburg oder der Limes bei Hienheim gestalten den Pilgerweg abwechslungsreich und kurzweilig.

Auf Jakobswegen von Pilsen nach Regensburg

Referent: Gregor Tautz, KEB Kelheim

„Pilsen Kulturhauptstadt Europas 2015“ - das war der Anlass für eine Jakobswanderung mit Teilnehmenden aus Spanien, Tschechien und Deutschland. Pilsen und Regensburg fühlen sich sowohl durch eine Städtepartnerschaft als auch durch eine Partnerschaft auf Bistumsebene verbunden. Auch historisch und kulturell sind Prag und das Bistum Regensburg eng verbunden.

Der Vortrag mit zahlreichen Bildern nimmt Sie mit auf den Weg durch Westböhmen mit den Klöstern Chotešov (Chotieschau) und dem Ort Chudenize, der mit dem Leben des Hl. Wolfgang eng verbunden ist. Dort soll er auf dem Weg von der Weihe des ersten Bischofs von Prag auf dem „Bolfanek“ Station gemacht und gepredigt haben. Nach dem Grenzübergang bei Eschlkam geht es auf dem Ostbayerischen Jakobsweg über Neukirchen beim hl. Blut, den Hohen Bogen, dann weiter über Weißenregen, Neurandsberg und den Gallner bis nach Wörth an der Donau. Die letzte Etappe führt entlang der Donau über Bach und die Walhalla zur Jakobskirche in Regensburg.

Im Rahmen der trinationalen, von der Katholischen Erwachsenenbildung in Kooperation mit dem Spanienzentrum der Universität Regensburg und der Tschechischen Jakobswegvereinigung „Ultreia“ veranstalteten Jakobswanderung ist auch ein dreisprachiges Buch mit dem Titel „Jakobsweg und europäische Identität“ erschienen.

Das Evangelium des Jakobus – Lektüre und Interpretation

Referent: Dr. Reinhold Then, Bibelpastorale Arbeitsstelle

Das apokryphe Jakobusevangelium befasst sich mit der Geburt und Kindheit Jesu. Im Mittelpunkt des Evangeliums mit 25 Kapiteln steht die Mutter Jesu und die Darstellung ihrer Erwählung. So trägt die älteste Handschrift den Doppeltitel „Geburt der Maria. Offenbarung des Jakobus“. Die römische Kirche hat das Evangelium später nicht in den Kanon ihrer Heiligen Schriften aufgenommen, transportiert in ihren Überlieferungen aber dennoch eine Reihe von Vorgängen, die im Evangelium geschildert werden: die wunderbare Empfängnis Marias, ihr Aufenthalt im Tempel, die Bezeugung ihrer Jungfräulichkeit, die Flucht nach Ägypten, das Martyrium des Zacharias.

Wenn auch die Verfasserschaft des Evangeliums umstritten ist, so sind die Überlieferungskreise doch innerhalb der Anhänger der Jakobusjünger zu suchen, wie das letzte Kapitel andeutet. Man vermutet heute die Entstehungszeit des Textes bereits in der Mitte des 2. Jahrhunderts. Die hohe Wertschätzung in den östlichen Kirchen ist durch zahlreiche Handschriften und Übersetzungen und in der Ikonenfrömmigkeit bezeugt. Ein Grund mehr dieses apokryphe Evangelium im besonderen Jahr des Jakobus 2021 näher kennenzulernen.

Auf ein Ziel hin. Was eine Pilgerreise von einer Heimkehrerreise unterscheidet – Zeugnisse aus Literatur, Ikonographie und Archäologie

Referent: Dr. Reinhold Then, Bibelpastorale Arbeitsstelle

Pilgerreisen sind zielführende, religiöse Unternehmungen. Nicht der Weg ist das Ziel, nicht „der Junge muss an die frische Luft“ (so der gleichnamige Film von Caroline Link nach dem Buchbestseller „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling), sondern der Pilgerort ist das Ziel der Reise. Sei es Jerusalem, Rom, Santiago de Compostela. Die Wallfahrt führt hin zum Zielort. Meist ist es ein Heiligtum, welches das Grab eines Märtyrers, Apostels oder Heiligen mit seinen Gebeinen bewahrt. Im Christentum ist das letztendliche Ziel jeder Pilgerreise die „Aufnahme“ ins himmlische Reich.

Das Alte Testament hält einzelne Lieder und eine ganze Sammlung von „Wallfahrtsliedern“ bereit, die zur Begegnung im Heiligtum vorbereiten. Lieder zur glücklichen Heimkehr enthält das Kompendium nicht. Wie kommt der Pilger, am Pilgerziel angekommen, wieder unbeschadet nach Hause? „Heimkehrergeschichten“ sind ein anderes Genre als Pilgerreiseberichte, antike Vorbilder sind Homers Odyssee und Vergils Aeneis, in der Moderne sind Joyce Ulysses und Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“ zu nennen.

Wallfahrtslieder aus der Bibel

Referent: Dr. Reinhold Then, Bibelpastorale Arbeitsstelle

Biblische Wallfahrtslieder: Sie sind geeignet nicht nur für eine Pilgerreise nach Jerusalem. In ihnen drückt sich die Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach dem heiligen Ort und letztlich nach Gott aus. Wie muss der Pilger religiös disponiert sein, um am Ziel in rechter Weise anzukommen? Wie betet und singt es sich gemeinsam? Der Vortrag erschließt Wallfahrtslieder und Liedsammlungen im Buch der Psalmen.

Die Reisedokumentation der Pilger. Wie das Erlebte festgehalten, wieder- und weitergegeben wird – ein Blick in die Geschichte der Reisemitbringsl

Referent: Dr. Reinhold Then, Bibelpastorale Arbeitsstelle

Lassen sich Reiseerlebnisse konservieren? Soll man sie überhaupt festhalten oder ist es nicht besser, den Augenblick vor Ort zu genießen? Die Möglichkeiten der Archivierung des Ortes und des Erlebten haben sich über die Jahrtausende hin gewandelt. Sie geben uns dennoch Einblick in die unterschiedlichen Anliegen der Pilger.

Reisetagebücher etwa waren ursprünglich verfasst als Bericht für die Zuhausegebliebenen oder zur Selbstvergewisserung geben sie Einblick in das gewandelte Selbstverständnis der Reise und der Reisenden. Besonders kostbar sind heute die antiken Berichte christlicher Pilger wie der Egeria (um 400), Hieronymus (404), Willibald (8. Jhd.), Kreuzfahrer (12.-14. Jhd.). Mitbringsel aus dem Land wie Erde, Wasser, Steine (zuweilen in Ampullen abgefüllt) bezeugen hingegen die Authentizität des Ortes und sind in allen Zeiten und Epochen dokumentiert.

Aufwändiger sind Kopien des Grabes und der Kirche im Miniformat als Modell oder in Originalgröße im Nachbau (Hl. Grab z.B. in Eichstätt, Grabeskirche in Trier). Andere wie die Maus Frederick (L. Leoni) sammeln nur Augenblicke und Sonnenstrahlen, um sich und andere in kalten und dunklen Tagen mit der Erinnerung zu wärmen.

In Zeit und Ewigkeit – Beschleunigung und Entschleunigung einer Pilgerreise

Referent: Dr. Reinhold Then, Bibelpastorale Arbeitsstelle

Die Wahrnehmung der Zeit und der Ereignisse verändert sich, ist der Pilger unterwegs zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Auto, dem Schiff, dem Flugzeug oder dem Bus. Anhand ausgewählter Reiseberichte aus unterschiedlichen Jahrhunderten vermittelt der Vortrag den Zeitaspekt und die Verarbeitung einer Reise.

 

nach oben springen